Auf den Spuren der Hanse-Geschichte

Mitte des 13. Jahrhunderts schlossen sich die niederdeutschen Fernkaufleute im Hansebund zusammen, um gemeinsam ihre wirtschaftlichen Interessen zu verfolgen und Handel zu betreiben. Dem Bündnis gehörten bis zu 225 größere und kleinere Städte sowie auch einige der großen Handelskontore im gesamten Nord- und Ostseeraum an. Neuss unterhielt gute Handelsbeziehungen mit zahlreichen Städten der 1396 gegründeten Städtehanse und durfte ebenso wie diese die Niederlande als ihren wichtigsten Handelspartner bezeichnen. Seit 1475 besaß Neuss das sogenannte Hanseprivileg, das Kaiser Friedrich III. der Stadt nach der erfolgreich abgewehrten Belagerung durch Karl den Kühnen, Herzog von Burgund, verliehen hatte. Dieses Privileg besagte, »dass die Stadt Neuss alle Ehre, Würde, Vorteil, Recht und Gerechtigkeit der Hanse wie andere Hansestädte im Reichsgebiet haben, gebrauchen und genießen möge«. Dies stärkte zwar das Selbstbewusstsein der Neusserinnen und Neusser, doch an den Hansetagen – der letzte fand 1669 statt – hat die Stadt nicht teilgenommen, zumal sie auch nicht offizielles Mitglied der Städtehanse war. Zur Wahrung seiner Handelsinteressen bedurfte Neuss der Hanse eigentlich auch nicht, da die Beziehungen mit den Niederlanden, den norddeutschen Städten und dem Baltikum sehr erfolgreich waren. Über 400 Jahre lang hat die Hanse Wirtschaft, Handel und Politik mitbestimmt und mitgestaltet, bis sie Mitte des 17. Jahrhunderts ihre Bedeutung verlor.

Die Tradition der Außenhandelsbeziehungen lebte wieder auf, als Neuss zur Gründung der »neuen« Hanse im Jahre 1980 nach Zwolle eingeladen wurde. Die »neue« Hanse hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Geist der Hanse als Lebens- und Kulturgemeinschaft der Städte lebendig zu halten. Durch die Traditionspflege und den regen Austausch der Mitgliedsstädte möchte die Hanse einen Beitrag zur wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und staatlichen Einigung Europas leisten. 1984 war die Stadt am Rhein Gastgeberin des Internationalen Hansetages im Rahmen ihrer 2000-Jahr-Feier. 2022 hatte die Stadt Neuss nun erneut die Ehre, Delegierte, Kulturschaffende, Wirtschaftsvertreter und Markttreibende aus 16 europäischen Ländern zum 42. Internationalen Hansetag begrüßen zu dürfen. Damit trug Neuss den alten Verbindungen zur Hanse in besonderer Weise Rechnung.

Der Hansebund der Neuzeit ist mit 195 Mitgliedsstädten aus 16 Ländern die weltweit größte freiwillige Städtegemeinschaft.

Der Rheinische Hansebund

Im Jahr 2009 unterzeichneten die Bürgermeister der rheinischen Städte Kalkar, Wesel, Emmerich am Rhein und Neuss auf dem Gelände des einstigen Neusser Zollhafens eine Urkunde zur Gründung des Rheinischen Hansebundes. Die Gründung der Rheinischen Hanse soll vor allem das Bewusstsein für die Hanse in der rheinischen Heimat fördern. Die vier rheinischen Hansestädte präsentieren sich gemeinsam auf dem Internationalen Hansetag, der jedes Jahr in einer anderen europäischen Hansestadt begangen wird.